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Sonntag, 09. Oktober - Erdbeben

Es gibt doch einige Leute daheim, die mich Fragen, wie wir das Erdbeben überstanden haben. Ich kenne  nicht die genaue Uhrzeit, als es in Pakistan zu diesem schlimmen Ereignis gekommen ist. Bei uns war es etwa halb 9 morgens. In der Küche war kein Cafepulver mehr und so setzte ich mich zu den Zimmermädchen ins Office, um dort einen Cafe zu schnorren. Oxana schaute mich plötzlich entsetzt an und machte einen erschreckten Ausruf. Ich verstand zunächst nicht was sie wollte und merkte auch nichts, da ich gerade im Begriff war aufzustehen, um meine Tasse wegzustellen.

Doch dann hörten wir ein deutliches Knarren der Fensterrahmen und das Haus bewegte sich ein kleines bisschen. Man musste sich aber schon etwas darauf konzentrieren um es zu spüren. Es dauerte nicht mal 3 oder 5 Sekunden. Während ich ein klein wenig Gänsehaut bekam, aber wohl mehr auf Grund der Reaktionen Oxanas, stürzen nicht weit von hier Häuser ein und begraben 50.000 Menschen.

In Deutschland schauen wir Nachrichten und sehen Bilder eines Landes, dass wir nicht kennen, das uns fremd ist und zu dem wir keine emotionale Bindung haben.

Hier lebst Du 1500 oder 2000 km von einem Ort in dem schreckliche Dinge geschehen. Die Gedanken, die Dir erst später ins Bewusstsein kriechen sind eigenartig und nicht wiederzugeben. Mama habe ich zum Abschied ein Buch geschenkt - „Briefe gegen den Krieg“ – weil Termez nicht fern eines unruhigen Landes liegt. In den Tagen nach dem Beben erinnere ich mich an die wenigen Zeilen, die ich in den Einband geschrieben habe, die sinngemäß aussagen, dass Söhne aus der Ferne nichts verändern können....   und jetzt beschleicht mich ein kleines Gefühl der Ohnmacht.

Keine Ahnung warum ich das jetzt schreibe.

 

Generell will ich aber sagen, dass hier in Usbekistan und auch in Termez kleine Erdbeben nicht selten sind. Das große Beben in Pakistan war das dritte seit ich hier bin. Nur sind die Ursachen der „lokalen“ Beben anders:

Usbekistan fördert unkontrolliert das 5 bis 10 -fache der "erlaubten" und wissenschaftlich empfohlenen Erdgasmenge. Zusätzlich erfolgt nicht die notwendige Verfüllung der entstehenden Hohlräume. Dadurch hat das Erdreich nicht die Zeit sich selbst zu restrukturieren, was gelegentlich zu spürbaren Erdbewegungen führt. Bis dato war mir das relativ gleichgültig, doch künftig habe ich wohl ein eher seltsames Gefühl, wenn es mal wieder knarrt und wankt.

Statischen Berechnungen nach sind Bauwerke mit einer Höhe von 4 bis 6 Stockwerken auf Grund der sich entwickelnden Eigendynamik im Falle eines Erdbebens die sichersten Gebäude. (... oder doch nicht?....)

Aber es hätte auch für uns anders ausgehen können. Nicht auszudenken, wie sich ein Beben hier auswirken würde. Wer die Krankenhäuser hier sieht und die Fahrzeuge von Rettung und Feuerwehr und die Konstruktion von Gas- und Elektroleitungen, der kann sich vorstellen, dass ein Beben in einer sicherlich noch ärmeren Region als Termez verheerend sein MUSS.

 

Usbekische Feuerwehr im Einsatz am Meridian ... Probe für den Ernstfall ... nein Danke !

Ferdinand Selig | ferdinandselig1@aol.com