Usbekistan
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Zwischendurch fange ich an das Housekeeping (HSK) zu organisieren. Eine nette Mitarbeiterin, die mir als „führende“ Person für diesen Bereich genannt wird und sich durch ihre offene Einstellung empfiehlt ernenne ich als erste offizielle Amthandlung zur Hausdame. Dilfuza (Dilya) Bazarova - HSK Manager. Eine gute Wahl wie ich finde.. oder?

 

Mr. Friendly himself Korjov Sheraliev – Zu RAF Zeiten wurden solche Gesichter im Postamt mit dem Kuli durchgestrichen... Er sollte noch seine Rollen spielen in diesem Stück....

 

 

Sonntag, 25. bis Freitag, 30. September

 

Am Sonntag beginne ich damit durch jedes einzelne Zimmer zu gehen und von allen Baumängeln und Missständen Fotos zu machen. Ordentlich katalogisiert Speicher ich die Bilder auf meinem Rechner. Toll die neue Kamera und das Notebook. (danke Rolf für die gute Beratung!) Parallel beginne ich einen Brief an die Eigentümer und Investoren zu schreiben, um alle Defizite zu beschreiben und meine Fragen zu formulieren. Ein mühseliges Unterfangen... weil alles auf Englisch, damit das irgendjemand ins russische oder usbekische übersetzen kann.

Das Haus ist seit Mitte August bewohnbar und es ist mir schleierhaft, wieso sich keiner um eine Art Grundreinigung gekümmert hat. Z.B. der „Direktor – Oweners Representative“. Alle Schubladen, die Schränke, hinterm Bett und im Bad ist Staub und es ist nicht gerade sauber.

Ich erwarte Widerstand und Unverständnis für meine Forderungen, wie ein Zimmer zu reinigen ist, und vor allem wo! Aber nein, die Zimmermädchen und Dilya sind sehr offen und freuen sich über meine Erklärungen. Ist ja auch schon etwas witzig, 5 russisch-usbekischen Frauen in Deutsch und Englisch ihren Job zu erklären. Aber wer mich kennt weiß, dass es immer was zu lachen gibt. Am Freitag sind alle Etagen, alle Konferenzräume und Restaurants in einem tadellosen Zustand... zumindest was die Sauberkeit angeht. Es macht Spaß mit den „Putzen“, zu arbeiten.

 

Am Montag allerdings dann die Fortsetzung des angekündigten Unheils. Der Fahrer des Hotels ist sehr erbost über unser eigenmächtiges Handeln, den Wagen ohne seine Zustimmung zu nutzen. Ich wusste ja bis dahin nicht, dass ich gar nicht selbst fahren darf, ohne eine Erlaubnis zu unterschreiben. Schließlich haftet nur derjenige, der dafür unterschrieben hat. Mein netter FOM Sergey Koyda hat mich auch nicht darauf hingewiesen, weil er davon ausging, dass ich das erledigt habe. Tja, aber mein Fahrer hat dann etwas überreagiert und versucht sich mit dem Kollegen zu schlagen, der seinerseits aber zum Glück die Ruhe behalten hat. Die Diskussion danach war natürlich blödsinnig und ich fühlte mich ehrlich gesagt etwas überfordert. Da Mr. Sheraliev auf einer Touristikmesse in Taschkent ist, wird das Thema auf den Freitag vertagt. Der Gedanke, dass der Fahrer aufgefordert wurde seinen Kollegen in eine Auseinandersetzung zu verwickeln kommt nicht nur bei mir auf. Natürlich war ich zuversichtlich, dass der Fahrer fliegt. Das ist die einzig logische Konsequenz.

 

Am Freitag morgen dann das böse Erwachen und die Gewissheit, dass hier nicht nach Recht und Ordnung entschieden wird, sondern danach, wer auf welcher Seite arbeitet und wer wem auf die Füße tritt oder unsympathisch ist.

Mir wurde berichtet wie die Messe verlaufen ist und das wir finanziell in einer sehr angespannten Situation sind und daher Mitarbeiter entlassen müssen (totaler Schwachsinn). Ok, die Stromkosten waren im September doppelt so hoch wie im August und die Gesamtkosten beliefen sich auf schlappe 3.340.000 Sums, was immerhin 3.300 Dollar oder ein GMs Gehalt ausmacht. Aber im Verhältnis zu den Mitarbeiterlöhnen von wahnsinnigen 40 Dollar im Monat ist das natürlich unerträglich.

So war ein Grund gefunden Kosten zu sparen.... Kurzerhand wurde mir mitgeteilt, dass im Eigentümergespräch beschlossen wurde sich von Herrn Koyda zu trennen, der ohnehin nicht gut wäre. Und Mr. Dima, der für die Reservierung zuständig wäre müsste auch in Frage gestellt werden. Alle Proteste waren, auch bedingt dadurch, dass alles mit Übersetzer läuft, hoffnungslos. Darüber hinaus leide ich seit einer Woche an den üblichen Umstellungserscheinungen, wie Nasenbluten durch den Flug und die trockene, usbekische Luft, und Magenirritationen  durch die andere Küche. Die Speisen, die geschmacklich sehr gut sind, aber nicht immer unter mitteleuropäischen Hygienevorstellungen zubereitet werden, machen mir ein wenig zu schaffen. Oder mischt mir Dila gar böse Sachen ins Essen? ... huchhhhhh... Am Nachmittag also eine Abteilungsleitersitzung. Bla bla bla und dann lies Mr. Friendly himself die Bombe platzen ! Mr. Koyda, der ein Top Mitarbeiter geworden wäre und der einen echt guten Job in meinen ersten zehn Tagen gemacht hat, wurde kurzerhand gefeuert und Mr. Dima  (Mr. „In Frage stellen“) wurde auf den Stuhl des FOM gesetzt. UPS again!!!.  Ein wahrer Tiefschlag und fast eine Ohrfeige für mich. Die eigentliche Problematik ist, dass ich keinerlei Möglichkeiten hatte, im Vorfeld dieser Entscheidung zu intervenieren und die Unternehmenshierarchie für mich immer noch nicht ganz zu durchschauen ist. Zusätzlich ist es nicht einfach, die Mitarbeiter bezüglich ihrer Loyalität einzuschätzen. Ein Mitarbeiter beichtete mir, dass er von Mr. Sheraliev beim Einstellungsgespräch, was kurz nach der Entscheidung meiner Einstellung stattfand, gefragt wurde, auf welcher Seite er arbeiten wird; „auf der deutschen oder auf unserer“ (also der Seite: „wie wirtschafte ich in meine eigene Tasche“)

 

Ich habe schon viele umstrittene Personalentscheidungen mitgetragen und mittragen „müssen“, aber ich glaube, das war die widersinnigste unfairste und abgeschmackteste, die ich je erlebt habe. Und das auch noch ohne jegliche Vorwarnung oder eine Einbeziehung meiner Person. Tiefschlag. Mr. Sheraliev hat einen dicken Stein im Brett und irgendwann wird er ihn unten ziehen.

Leider wäre eine Abänderung der Entscheidung für Mr. Koyda politisch unklug. Er hätte in diesem Haus als Abteilungsleiter keinen Fuß mehr auf die Erde bekommen. Aber sicherlich werde ich eine Gelegenheit finden an anderer Stelle dies noch einmal zur Sprache zu bringen.

Es stellt sich mir die Frage, wofür ich eigentlich hier eingestellt wurde und das, für ein Gehalt, was den Gesamtkosten des vergangenen Monats entspricht. (die ja ach so dramatisch sind) ist hier sicherlich nicht von der Hand zu weisen. Da kann man glatt das Gefühl bekommen mit einem deutschen Monatsgehalt eine ganze Stadt finanzieren zu können.

 

Insgesamt muss auch erwähnt werden, dass bereits während de Bauphase viele krumme Dinger gelaufen sind. Ein Beispiel: die Toilettendeckel, die vielleicht 5 Dollar kosten, aber mit 15 Dollar bezahlt wurden. Nehmen wir 80 Toilettendeckel mal 10 Dollar, haben wir mit 800 Dollar bereits 25 % der Gesamtkosten September errechnet. So einfach ist das hier.

 

Ferdinand Selig | ferdinandselig1@aol.com